Die Rialto-Brücke in Venedig gilt als einer der Hauptattraktionen der Stadt, Das thematisch daran angefügte Spiel vermag es an Attraktivität jedoch nicht ganz damit aufzunehmen.
Die 2 bis 5 Spieler versuchen über 6 Runden ihren Einfluss in den 6 Stadtteilen optimal in Punkte umzuwandeln. Jede der 6 Runden läuft dabei nach der gleichen Reihenfolge ab. Zunächst werden wählbaren Kartenreihen zur Auswahl feil geboten, der Startspieler wählt eine davon, die Spieler folgen in Reihenfolge. Die Kartenauswahl wird um 2 weitere Karten vom Stapel ergänzt, die Hand wird auf 7 Karten reduziert und es folgen die Spielrunden bei dem die 6 verschiedenen Karten + Joker ihre Wirkung entfalten.
In der ersten Runde bestimmt die Anzahl der gelegten Karten das Vorankommen auf der Dogenleiste, die die Rangodnung bei Gleichständen oder die Reihenfolge bei der Kartenwahl bestimmt. In dieser, wie auch in den anderen Kartenrunden erhält der Spieler der die meisten Karten einer Art legt einen Bonus in Form, hier in Form eines extra Schrittes auf der Leiste
In der zweiten Runde liegt das Augenmerk auf der Beschaffung von Geld, auch hier ist die Anzahl der Karten gleichbedeutend dem Effekt, dass jede Karte 1 Geld einbringt ( Bonus +1 Geld) . In Runde 3 werden Gebäude gebaut, die sich in den Phasen des Spiels ( Kartenhand , Ablauf , Aufräumphase ) vorteilhaft zeigen, der Bonus zeigt sich hier in der Form, dass der Kauf eines teureren Gebäudes ermöglicht wird.
Es folgt der Bau der Brücken, je gelegter Brückenkarte wird 1 Siegpunkt vergeben, wer ohne Brücke ist, dem wird ein Siegpunkt abgezogen. Sehr effektvoll ist hier, dass der Gewinner der Runde ein Brückenplättchen legen darf. Diese verbinden die 6 Stadtteile miteinander und sind am Ende maßgeblich für die Siegpunkte in den Vierteln verantwortlich, da sie den Stadtteilen die Siegpunkte zuweisen.
In der anschließenden Runde können sich die Spieler mit den Gondeln neue Spielfiguren in Ihren Vorrat holen, als Bonus winkt hier das Legen eines Gondelplättchens. Dieses hat zwar weniger Punkte als die Brückenplättchen, bietet aber dem Spieler die Option eine Figur auf die eine oder andere Seite der soeben geschaffenen Verbindung zwischen den Stadtteilen zu bringen.
Zuletzt werden schließlich in der Ratsherren-Runde so viele eigene Ratsherren ( = eigene Spielfiguren ) in das der aktuellen Runde zugewiesenen Stadtviertel plaziert.
Die Siegpunktvergabe nach dem 6. Umlauf ( je eines pro Stadtviertel ) erfolgt dabei denkbar einfach. Restliche Münzen und Ratsherren im Vorrat werden in Punkte umgerechnet, die Wertigkeit aller gebauten Gebäude in der eigenen Auslage wird addiert und zuletzt werden die Mehrheiten in den Vierteln ausgewertet. Der Führende erhält die volle Punktzahl der durch die Brücken und Gondelplättchen bestimmenden Punkte, der Zweite die Hälfte dessen, der Dritte die Hälfte des Zweitplazierten usw.
Pegasus hat mit Rialto ein lockeres Familienspiel auf den Markt gebracht, dass leicht zu erlernen ist und sich sehr flüssig spielen lässt. Lediglich die Kartenwahl zu Beginn hat ein bisschen Grübelpotential. Die Anleitung lässt keine Fragen offen und die knapp 60 Minuten sind keine allzulange Dauer.
Leider ließ sich nicht der Eindruck erwehren, dass das Spiel zu sehr von der Dogenleiste und der dortigen Reihenfolge dominiert wird. Der dort führende oder besser plazierte Spieler hat die erste Wahl bei der Kartenwahl und bekommt den Bonus, dass er bei Gleichständen als Gewinner gewertet wird. Liegt man als Spieler eher im hinteren Feld gestaltet sich eine Aufholjagd daher sehr schwierig. Der Startspieler kann seine Führung dort bequem verwalten, während man als Folgender mehr Aufwand betreiben muss um zu gleichen Resultaten zu kommen da bei Gleichstand der Führende der Dogenleiste den Vorteil nutzt. Je nach Glück bzw Pech bei den aufgelegten Karten bieten sich so kaum noch Chancen das Ungleichgewicht aufzuholen. Falls man den Schwerpunkt dann auf die Übernahme der Führung legt, hat in der Zwischenzeit der Kontrahent leichtes Spiel sich in einem Viertel die wertvollen Siegpunkte zu sichern.
Zwar ist es nicht ganz unmöglich einen Rückstand wieder auszugleichen, doch er ist zu dominant, da das Spiel nur 6 Durchgänge hat. So kann es am Ende absehbar einseitig werden – vor allem bei mehr Mitspielern ( 4 oder 5 ) lagen 1 oder 2 Spieler am Ende doch mit deutlichem Rückstand zurück.
Ich kann daher guten Gewissens keine gute Note vergeben und belasse es bei 3 Punkten.
Thorsten Oelsner